|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Organ
der
|
GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Dermokosmetik Maßnahmen zur Verhütung von Windeldermatitis Primäres Ziel ist eine Stabilisierung der natürlichen Hautbarriere Die so genannte Windeldermatitis gehört trotz moderner Wegwerfwindeln zu den häufigsten Hauterkrankungen im Kindesalter. Meistens handelt es sich dabei um ein irritatives Geschehen, dem eine gestörte Barrierefunktion und nicht, wie vielfach angenommen, eine Pilzinfektion als primäre Ursache zugrunde liegt. Welche Maßnahmen geeignet sind, eine Windeldermatitis zu verhüten, und welche Eigenschaften die zur Prophylaxe und Therapie eingesetzten Präparate aufweisen sollten, wurde in einem Mittagsseminar im Rahmen der 9. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie am 14. und 15. März 2005 in Wien erörtert. Als wichtigste Aufgaben der Haut beschrieb Professor Dr. Uwe Wollina, Dresden, die Barrierefunktion und die unspezifische Abwehr, die durch Abschuppung, Feuchtigkeit, den pH-Wert, die residente Mikroflora und die antimikrobiellen Peptide gewährleistet wird. Ohne eine solche Barriere wäre das Leben auf dem Land nicht möglich – und genau hier liegt das Problem für Neugeborene und Säuglinge. Sie haben bis zur Geburt in einer aquatischen Umgebung gelebt und vollziehen mit dem Übergang zur terrestrischen Lebensweise die grundlegendste Veränderung im Verlauf ihres Lebens. Dass ein so beträchtlicher Wandel zu Problemen führen kann, ist offensichtlich. Schon am ersten Lebenstag nimmt der Feuchtigkeitsgehalt der Haut erheblich ab. Durch thermische Belastung, wie sie bei Frühgeborenen angewendet werden muss, wird dieser Effekt noch verstärkt. Zunächst kann die Haut des Neugeborenen noch nicht genügend Feuchtigkeit produzieren, erst innerhalb von etwa 30 Tagen nach der Geburt erreicht die Schweißdrüsenaktivität ein Plateau. Hautprobleme schon kurz nach der Geburt In den ersten Tagen nach der Geburt, wenn sich der Körper noch auf die neue Lebensweise einstellen muss, entwickelt sich oft eine Windeldermatitis, die treffender als Irritationsdermatose zu charakterisieren ist. Schon nach wenigen Tagen sind bei vielen Neugeborenen klinische Zeichen einer Hautirritation festzustellen. Nach Einschätzung von Wollina wird in dieser Zeit eine wesentliche Weichenstellung vorgenommen. Bei richtigem Vorgehen kann die Windeldermatitis schnell abklingen, im ungünstigen Fall aber auch chronisch werden.
Je nach Definition der Windeldermatitis wird der Anteil der betroffenen Kinder unter zwei Jahren mit vier bis vierzig Prozent angegeben. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 9. und dem 12. Lebensmonat. Bei Mädchen tritt die Entzündung früher und stärker auf als bei Jungen. Während bei Mädchen oft die Vulvaregion stark betroffen ist, breitet sich die Windeldermatitis bei Jungen oft entlang der Oberschenkelinnenseiten aus. Ähnliche Irritationen der Haut wie bei kleinen Kindern sind bei erwachsenen Inkontinenz-Patienten zu beobachten und können auch bei Frauen während der Menstruation auftreten. Hohes Irritationspotenzial durch Stuhl und Urin Die erste flüchtige Irritation tritt zumeist perianal auf und wird durch Kot in Gang gesetzt, weil die darin enthaltenen Lipasen, Proteasen und Bakterien die Haut angreifen. Dies wird durch den okklusiven Effekt der Windel, die Körperwärme und die zusätzliche Anwesenheit von Urin deutlich verstärkt. Denn der Urin alkalisiert den Windelinhalt und aktiviert damit viele Enzyme erst, so dass die Irritation durch Urin um den Faktor fünf zunimmt.
Als naheliegende Vorbeugungsmaßnahme sollte daher die Windel möglichst oft, das heißt insbesondere nach jedem Kotabgang, gewechselt werden. Durchfallerkrankungen sind oft der Beginn für eine Windeldermatitis, weil dann das Konzept des Windelwechsels nur schwer umsetzbar ist. Zwischen der bakteriellen Besiedlungsdichte und der Schwere einer Windeldermatitis besteht zwar eine Korrelation, doch ist eine ausgeprägte bakterielle Flora eine Folge und nicht die Ursache der Erkrankung. Gleiches gilt für Candidainfektionen. Auch wenn charakteristische Hautveränderungen den Verdacht auf eine Infektion durch Candida albicans nahe legen, sollte eine antimykotische Therapie zum Beispiel mit Nystatin-haltigen Topika erst nach mykologisch gesicherter Diagnose eingeleitet werden. Eine mykologische Untersuchung ist insbesondere dann angezeigt, wenn Maßnahmen zur Restitution der gestörten Hautbarriere erfolglos waren. Außer durch den Windelinhalt kann eine Windeldermatitis auch durch zahlreiche exogene Faktoren ausgelöst oder verstärkt werden. Die junge Haut ist besonders irritabel und reagiert oft schon auf leichte Reize, wie sie zum Beispiel durch Duftstoffe, Tenside, verklumpte Puder oder raue Windeln ausgelöst werden können. Anforderungen an geeignete Externa Zur Vorbeugung und Behandlung der Windeldermatitis gibt es bislang noch kein evidenzbasiertes Konzept, wohl aber Empfehlungen, die auf empirischen Erfahrungen beruhen. Die wesentlichen Ratschläge lassen sich mit Hilfe der A-E-Regel zusammenfassen, die bei einem interdisziplinären Expertenworkshop im September 2004 aufgestellt wurde (siehe Kasten auf Seite 27). Danach sollten die verwendeten Pflegepräparate einen nachweisbaren Beitrag zum Erhalt beziehungsweise zur Wiederherstellung der Barrierefunktion leisten. Außerdem sollten sie eine überschaubare Zusammensetzung aufweisen und frei von Inhaltsstoffen mit bekannter Irritationswirkung sein. Wie Professor Dr. Dr. Erhardt Proksch, Kiel, berichtete, wurden inzwischen zahlreiche Stoffe und Zubereitungen auf ihre barrierestabilisierenden Eigenschaften untersucht, darunter auch verschiedene physiologische Lipide und antimikrobielle Peptide. Unter den Lipiden werden die Ceramide besonders beachtet, doch konnte bisher noch nicht sicher nachgewiesen werden, dass Ceramide nach externer Applikation in die für die Hautbarriere relevanten bilamellären Lipidschichten des Stratum corneum eingebaut werden. Es gibt jedoch zahlreiche Belege dafür, dass eine geschädigte Hautbarriere mit wirkstofffreien Externa, vorzugsweise vom Typ der W/O-Emulsion, verbessert werden kann. Dieser Emulsionstyp hat sich auch als vorteilhaft zur Anwendung bei der Windeldermatitis erwiesen. Ungünstig sind dagegen austrocknend wirkende Öle und feststoffreiche Pasten, beispielsweise die verbreitet eingesetzte Zinkpaste, weil die Feststoffe verklumpen und dadurch die Haut zusätzlich irritieren können. Dexpanthenol als Therapieoption Als Wirkstoff wurde Dexpanthenol in Form einer fünfprozentigen W/O-Emulsion (Bepanthen® Wund- und Heilsalbe) untersucht. Diese Formulierung führte nach einer experimentellen Schädigung der Haut durch Natriumlaurylsulfat schon innerhalb eines Tages zu einer verbesserten Hydratation und zu einer verminderten Rötung der Haut. Außerdem wurde ein regulierender Effekt auf den erhöhten transepidermalen Wasserverlust festgestellt, der stärker war als bei der korrespondierenden Formulierung ohne Dexpanthenol.
Die klinische Wirksamkeit der Formulierung bei Windeldermatitis wurde von Putet und Mitarbeitern in zwei Studien an Neugeborenen untersucht. Dabei zeigte sich, dass das Präparat bei prophylaktischer Anwendung die Erythemhäufigkeit reduziert und bei schon bestehender Windeldermatitis die Heilungsrate verbessert, wenn es in Ergänzung zu pflegenden Maßnahmen und einer Eosinlösung angewendet wird. tmb/jk
nach oben |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Juli 2005 | Copyright © 2000 - 2017 ID-Institute for Dermopharmacy GmbH. Kontakt: webmaster@gd-online.de |