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Organ
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GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. |
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Dermokosmetik Werkstattgespräch mit Professor Lademann Viele kosmetische Wirkversprechen lassen sich heute mit In-vivo-Methoden belegen Interview von Andrea Schäffer, Holzkirchen, und Dr. Joachim Kresken, Viersen Schon seit vielen Jahren befassen sich Experten aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen mit der Entwicklung und dem Einsatz standardisierter biophysikalischer Verfahren zur Charakterisierung des Hautzustandes. Solche Methoden haben ein großes Potenzial für die Prüfung der Wirksamkeit von dermokosmetischen Wirkstoffen und Produkten. Deutlich wurde dies bei einem Symposium der Gesellschaft für Dermopharmazie, das unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Dr.-Ing. Jürgen Lademann am 20. November 2009 in Berlin stattfand. Professor Lademann leitet an der Dermatologischen Klinik der Charité in Berlin den Bereich für experimentelle und angewandte Physiologie der Haut. Im Werkstattgespräch mit DermoTopics erläuterte er die Vorzüge der vorgestellten Verfahren, stellte ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Dermatologie und Kosmetolologie dar und zeigte die Perspektiven der auch in seinem Arbeitskreis eingesetzten neuen Technologien auf. ![]() DermoTopics: Was ist das Innovative an den Verfahren, die bei dem Symposium der GD in Berlin vorgestellt wurden? Professor Lademann: In der heutigen Zeit möchte man gerne sehr schnell genaue Informationen über Gewebezustände erhalten, und dies möglichst nicht invasiv, also ohne Entnahme einer Gewebeprobe. Dafür bieten sich die optischen Technologien natürlich an, und es lag deshalb nahe, diese Verfahren einmal in einem eigenen Symposium vorzustellen und zu diskutieren. DermoTopics: Für welche Zwecke werden die heute verfügbaren Verfahren in erster Linie eingesetzt? Professor Lademann: Die Laserscanmikroskopie lässt sich zum Beispiel zur Diagnostik und Therapiekontrolle von Hauttumoren einsetzen. Darüber hinaus bietet sie die Möglichkeit, Substanzen, die auf die Haut aufgebracht werden, in ihrer Verteilung und in ihrem Penetrationsverhalten zu charakterisieren. DermoTopics: Gibt es weitere Verfahren mit derart breiten Nutzungsmöglichkeiten? Professor Lademann: Ein breit einsetzbares Verfahren ist auch die Elektronenspin-resonanz-Spektroskopie. Damit lässt sich der oxidative Status der Haut bestimmen. Gleich-zeitig lassen sich mit diesem Verfahren Wechselwirkungen von topisch oder systemisch applizierten Antioxidanzien mit der Haut untersuchen. Darüber hinaus lässt sich mit der Resonanz-Raman-Spektroskopie der Gehalt an Antioxidanzien in der Haut bestimmen. DermoTopics: Kommen wir nun zum zentralen Thema des Symposiums, der Anwendung innovativer Messtechniken im Bereich der Dermokosmetik. Welche Fragestellungen der Dermokosmetik lassen sich mit den dargestellten Methoden angehen? Professor Lademann: Mit einigen Verfahren lassen sich zum Beispiel Erkenntnisse über das biophysikalische Verhalten von kosmetischen Wirkstoffen gewinnen. So kann zum Beispiel geprüft werden, ob der Wirkstoff in der Formulierung homogen verteilt ist, über welchen Weg er in die Haut penetriert und ob er dort gespeichert wird. Mit anderen Verfahren lassen sich die Einflüsse des Stoffes beziehungsweise der jeweiligen Formulierung auf die Hautoberflächenstruktur, die Hautdurchblutung und die Hautoberflächentemperatur prüfen. DermoTopics: Welche allgemeinen Voraussetzungen müssen für den Einsatz der von Ihnen angesprochenen Verfahren gegeben sein? Professor Lademann: Die Anwendung solcher Techniken und die Interpretation der Messergebnisse bedürfen großer Erfahrung. Zudem können nur hinreichend validierte Messmethoden und standardisierte Untersuchungsabläufe das nötige Maß an Objektivität gewährleisten. DermoTopics: Welche neuen Entwicklungen hat es auf diesem Gebiet in letzter Zeit gegeben? Professor Lademann: Neu ist zum Beispiel, dass für hauttopographische Messungen inzwischen berührungslose Systeme zur Verfügung stehen, die im Wesentlichen auf dem physikalischen Prinzip der optischen Triangulation basieren. Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Verfahren reichen von Messungen der Hautfaltentiefe bis hin zur Objektivierung von Cellulite oder der Charakterisierung von Gesichtskonturen. DermoTopics: Welche der vorgestellten Methoden werden bereits routinemäßig eingesetzt? Professor Lademann: Obwohl die vorgestellten Verfahren alle erst seit wenigen Jahren kommerziell verfügbar sind, haben knapp drei Viertel von ihnen bereits Bedeutung im dermatologischen beziehungsweise im kosmetologischen Alltag erlangt. Dies trifft für die Verfahren zur Messung der Hauttopographie ebenso zu wie für die Laserscanmikroskopie mit ihrem erwähnten breiten Anwendungsfeld. DermoTopics: Heißt das, dass die anderen bei dem Symposium vorgestellten Techniken noch nicht für Routineuntersuchungen geeignet sind?. Professor Lademann: Verfahren wie die Raman-Spektroskopie, die Multiphotonen-Tomographie oder die Elektronenspinresonanz-Spektroskopie stehen erst am Anfang ihrer Anwendung. Hier gibt es intensive Forschungsarbeiten und auch schon Studien, die das große Potenzial dieser Techniken aufgezeigt haben. Die Geräte sind aber noch relativ teuer und technisch noch nicht soweit entwickelt, dass sie sich bereits für den Routineeinsatz eignen. Auch zu den von ihnen gelieferten Messdaten besteht teilweise noch Diskussionsbedarf.
DermoTopics: Kosmetika – vor allem Anti-Aging-Produkte – halten oft nicht das, was sie versprechen. Wird die Verfügbarkeit standardisierter Messmethoden zum Wirksamkeitsnachweis die Qualität der angebotenen Produkte verbessern? Professor Lademann: Das denke ich auf alle Fälle, denn Teil des Problems war ja lange Zeit die Schwierigkeit, die Wirksamkeit eines Mittels überhaupt erst nachweisen zu können. Jetzt, wo wir Methoden zur Verfügung haben, mit denen wir kosmetische Wirkversprechen in vivo und online prüfen können, wird sich das sicherlich positiv auf die Qualität der Produkte auswirken. DermoTopics: Glauben Sie, dass sich die Kosmetikhersteller von Ihren Argumenten überzeugen lassen? Professor Lademann: Ein Hersteller wird es sich zukünftig gar nicht mehr leisten können, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das nicht hinreichend in seiner Wirksamkeit belegt ist. Ich würde die Sache gar nicht so negativ angehen und behaupten, dass wir jetzt über Methoden verfügen, mit denen wir die „schwarzen Schafe“ finden. Ich würde eine Stufe vorher ansetzen und sagen: Nun haben wir Methoden, die eine optimale Produktentwicklung ermöglichen. DermoTopics: Sie sehen also primär die Produktentwickler in der Verantwortung? Professor Lademann: Wenn jetzt der Entwickler schon im Vorfeld der Markteinführung die Möglichkeit hat, das eigene Produkt zu bewerten, dann wird er das zukünftig sicherlich verstärkt tun. Somit würden die neuen Technologien dazu beitragen, dass nur noch gut wirksame Produkte auf den Markt kommen. Die kontrollierende „Polizeifunktion“ der Verfahren halte ich dagegen eher für nebensächlich.
DermoTopics: Welche Zukunftsperspektiven sehen Sie für die innovativen Messverfahren in der Kosmetologie? Professor Lademann: Man muss davon ausgehen, dass das Streben nach der „ewigen Jugend“ noch zunehmen wird, und damit auch die Bereitschaft der Konsumenten, Kosmetika mit Anti-Aging-Eigenschaften anzuwenden. Deshalb ist es wichtig, gesicherte Methoden zur Charakterisierung dieser Produkte zur Verfügung zu haben. DermoTopics: Sehen Sie für die Verfahren auch in der Dermatologie positive Zukunftsperspektiven? Professor Lademann: In Klinik und Praxis möchte man die Diagnostik und Therapiekontrolle optimieren – auch unter dem Gesichtspunkt des Kostendrucks, den man heute hat. Hier bringen standardisierte In-vivo-Messmethoden den Vorteil der schnellen und relativ einfachen Ergebnisgewinnung mit sich. Die derzeit noch hohen Anschaffungskosten mancher Geräte werden sich mit zunehmender Durchsetzung der Verfahren auf einem niedrigeren Niveau einpendeln.
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Juli 2010 | ![]() |
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