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Titelfoto Ausgabe 1 (2016)

Dermokosmetik
Risikobewusstsein für diabetische Fußprobleme
Die Bedeutung der Fußpflege wird immer
noch von vielen Diabetikern unterschätzt


Bericht von Dr. Joachim Kresken, Viersen

Besser, aber noch nicht gut! So lautet das Fazit des GEHWOL Diabetes-Reports 2016 [1]. Alle zwei Jahre untersucht der von IDS Deutschland und INSIGHT Health im Auftrag der Firma Eduard Gerlach GmbH erstellte Report das Fußpflegebewusstsein von Menschen mit Diabetes in Deutschland. Auch wenn sich Diabetiker heute mehr als noch vor zwei Jahren der Risiken für ein diabetisches Fußleiden bewusst sind, so wird die Bedeutung der Fußpflege immer noch häufig unterschätzt. Das zeigt sich vor allem in der Vorsorgeroutine und in der täglichen Fußpflege. So wenden nur 60 Prozent aller Diabetiker regelmäßig Fußpflegepräparte an, und nur sechs Prozent führen die von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft empfohlene tägliche Selbstinspektion ihrer Füße durch. Außerdem zeigt der Report noch nicht abgestellte Fehler und Versäumnisse bei Fußbädern, der Pediküre sowie der Versorgung mit geeigneten Schuhen und Einlagen auf.


Schätzungen zu Folge leiden in der Bundesrepublik rund 250.000 Diabetiker an einem diabetischen Fußsyndrom [2]. Der Diabetes-Report 2014 hatte gezeigt, dass nur 37 Prozent der Diabetiker klar war, dass sie besonders auf ihre Füße achten sollten. Dieser Wert verbesserte sich im Report 2016 immerhin auf 60 Prozent.

Aufklärung durch Fachkreise
scheint erfolgreich zu sein


75 Prozent der für den Report 2016 befragten Patienten sagten, dass sie sich darüber informieren, wie sie durch Fußpflege etwas für ihre Fußgesundheit tun können. Dazu lassen sie sich von ihrem Fußpfleger (85 Prozent), ihrem Arzt (77 Prozent), einem Diabetesberater (72 Prozent) oder in der Apotheke (55 Prozent) beraten. Somit scheint die Aufklärung durch Fachkreise erfolgreich zu sein.

Am Beginn der Kaskade hin zu einem diabetischen Fußsyndrom stehen meist kleinere Hautprobleme. So bestätigten etwa 50 Prozent der für den Diabetes-Report 2016 befragten Patienten, dass sie unter trockener Haut leiden. 34 Prozent gaben an, rissige Haut zu haben, und genauso viele klagten über Schwielen und übermäßige Hornhaut.

Diese Symptome können eine Folge des Diabetes sein, da sich die Stoffwechselstörung auch auf die Schweißsekretion sowie auf die Synthese der für die Hautbarriere wichtigen epidermalen Lipide auswirken kann. Gerät die Hautbarriere aus der Balance, kommt es zu den genannten Symptomen.

Abbildung: Um einem diabetischen Fußsyndrom vorzubeugen, sollten Diabetiker sich täglich ihre Füße eincremen. Empfohlen werden dafür feuchtigkeitsspendende Emulsionen oder Pflegeschäume mit Harnstoff (Urea).

Fußpflege wird noch nicht
konsequent genug betrieben


Zu einer adäquaten Fußpflege gehört das tägliche Eincremen der Füße. Empfohlen werden dafür feuchtigkeitsspendende Emulsionen oder Pflegeschäume, die Harnstoff (Urea) enthalten. Harnstoff wirkt hydratationsfördernd und hat zudem keratoplastische Eigenschaften, wodurch die Haut vor übermäßiger Verhornung geschützt wird. In Konzentration von weit über zehn Prozent trägt Urea dazu bei, übermäßige Hornhaut an den Füßen abzutragen.

Den Rat, eine regelmäßige Fußpflege zu betreiben, befolgen laut Diabetes-Report derzeit nur 60 Prozent der Diabetiker. Immerhin 32 Prozent der Befragten gaben an, ihre Füße wenigstens gelegentlich zu pflegen, doch acht Prozent sagten, dass sie eher selten ein Fußpflegemittel anwenden. 76 Prozent derer, die regelmäßig oder gelegentlich Fußpflege betreiben, gaben an, dafür eine Urea-haltige Formulierung zu benutzen.

Trotz der offensichtlich zunehmenden Bereitschaft, etwas für ihre Füße zu tun, scheint das Risikobewusstsein für das diabetische Fußsyndrom bei den meisten Patienten immer noch zu gering ausgeprägt zu sein. Denn laut Report folgen lediglich sechs Prozent der Empfehlung, täglich ihre Füße auf eventuelle Hautveränderungen zu prüfen.

Bei Fußbädern und Pediküre
ist auf Details zu achten


Verbesserungsbedarf besteht auch bei ergänzenden Fußpflegemaßnahmen. Fußbäder beispielsweise dienen der Fußhygiene und sind auch für Diabetiker erlaubt. 79 Prozent der Patienten nutzen laut Diabetes-Report diese Option, doch jeder Zweite badet seine Füße länger als fünf Minuten. Das Fußbad sollte jedoch nicht länger als drei bis fünf Minuten dauern und maximal 37-38 Grad Celsius warm sein [4].

Bei der Pediküre greifen viele Diabetiker zu den falschen Instrumenten. 71 Prozent der Patienten, die sich ihre Nägel selbst kürzen, benutzen eine Nagelschere statt, wie empfohlen, eine Nagelfeile. Bei der mechanischen Entfernung von Hornhaut kommen mitunter verletzungsträchtige Werkzeuge zum Einsatz, wie Rasierklingen oder Raspeln. Empfohlen wird zur Hornhautentfernung jedoch ein Bimsstein [3].

Auch zu Schuhen und Einlagen
besteht noch Aufklärungsbedarf


Wichtig für Diabetiker ist auch die Versorgung mit speziell gefertigten Maßschuhen, Schuhzurichtungen oder Einlagen. Dazu sollte fachkundiger Rat bei einem Diabetesberater, Podologen oder Orthopädieschuhmacher eingeholt werden.

Laut Diabetes-Report achten derzeit jedoch nur 36 Prozent achten darauf, dass ihre Schuhe ausreichend hoch und breit sind, keine Innennähte aufweisen und eine möglichst steife Sohle besitzen. Nur 16 Prozent bestätigen, dass bei ihnen eine Ganganalyse durchgeführt wurde. Hierbei werden Druckspitzen im Abrollvorgang gemessen, was wichtig für die Fertigung von Maßschuhen und Maßeinlagen ist.

Statt sich durch einen Orthopädieschuhmacher versorgen zu lassen, begnügen sich derzeit 21 Prozent der Diabetiker mit serienmäßig hergestellten Einlegesohlen oder einfach konfektionierten Fußstützen. Dies zeigt, dass offensichtlich nicht nur zur Fußpflege, sondern auch zu Schuhen und Einlagen noch Aufklärungsbedarf besteht.

Quellenangaben


[1] GEHWOL Diabetes-Report 2016. IDS Deutschland und INSIGHT Health, September 2015 (n = 3.265 Diabetiker via 120 Arztpraxen). Download: gehwol.de/service/fachwissen/diabetes_und_fusspflege

[2] Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2016

[3] Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft: Diabetologie und Stoffwechsel 10 (2015), Supplement 2, 172-180

[4] Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes: Präventions- und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen, BÄK, KBV, AWMF, April 2008

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