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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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  Ausgabe 2 (2004)

Dermopharmazie aktuell
Internationale Konferenz zur Pharmakoökonomie und Lebensqualitätsforschung im Oktober 2004 in Hamburg

Kosten-Nutzen-Analysen von Dermatika gewinnen an Bedeutung


Bericht von Thomas Müller-Bohn, Süsel


Über 1.000 Teilnehmer aus Europa und Übersee erlebten bei der 7. Europakonferenz der International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research (ISPOR) vom 24. bis 26. Oktober 2004 in Hamburg ein reichhaltiges Programm rund um die Pharmakoökonomie. Neben dem Dauerthema „Vierte Hürde“ für die Erstattungsfähigkeit von Arzneimitteln wurden methodische Fragen zu Evaluationstechniken der Pharmakoökonomie und der Lebensqualitätsforschung angesprochen und zahlreiche Ergebnisse pharmakoökonomischer Studien — auch aus der Dermatologie — vorgestellt. Eine Präsentation zur Lebensqualität bei Psoriasis gewann den Preis für das beste vorgestellte Poster.
Die zahlreichen Workshops und Präsentationsreihen boten ein sonst in Deutschland nicht vorhandenes Forum zur Darstellung und Diskussion von wissenschaftlichen Einzelaspekten der Pharmakoökonomie. Dabei wurde die Vielfalt der Methoden ebenso deutlich wie die große Zahl der untersuchten Arzneimittel aus den verschiedensten Indikationsgebieten. Bei den Plenarsitzungen standen dagegen die politisch relevanten Themen im Vordergrund.

Georg Baum, Unterabteilungsleiter im Bundessministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS), bekräftigte die großen Erwartungen der Bundesregierung an die Umsetzung von Disease-Management-Programmen (DMP). Sie werden als wirksames Instrument gegen Über-, Unter- und Fehlversorgung angesehen und sollen gleichzeitig Kosten sparen. Dagegen mahnte Prof. Dr. Peter Zweifel, Zürich, stets zu hinterfragen, welche Beteiligten bei DMP welche Interessen verfolgen. An den deutschen DMP beklagte er die fehlenden Zielvorgaben. Außerdem würden die gebotenen Kompensationen nicht ausreichen, um genügend viele Patienten für die Programme zu gewinnen.


Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Hautkrankheiten werden immer häufiger mit Kostenaspekten in Zusammenhang gebracht. Einige neue Erkenntnisse zum Kosten-Nutzen-Verhältnis dermatologischer Therapieverfahren wurden bei der 7. Europakonferenz der International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research (ISPOR) im Oktober 2004 in Hamburg vorgestellt.

Nutzenbewertung im
In- und Ausland

Die so genannte „Vierte Hürde“ für die Erstattungsfähigkeit von Arzneimitteln besteht in mehreren europäischen Ländern, beispielsweise in den Niederlanden, Schweden, Finnland, Portugal und den baltischen Staaten, wird aber sehr unterschiedlich praktiziert. Als Vorbild für die fachliche Arbeit wird vielfach das für England und Wales zuständige National Institute for Clinical Excellence (NICE) angesehen. Dort gilt keine verbindliche Grenze für die Kosten-Effektivität, aber Arzneimittel, bei denen ein gewonnenes qualitätsbereinigtes Lebensjahr über 30.000 Pfund kostet, werden nur selten akzeptiert.

Überlegungen zur Arbeitsweise des vor kurzem in Deutschland eingerichteten Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin wurden auch von den ausländischen Teilnehmern mit Interesse verfolgt. Soweit dies bei der ISPOR-Tagung bekannt war, soll sich das neue Institut weniger an ökonomischen Aspekten, sondern mehr am therapeutischen Outcome der Arzneimittel orientieren. Eine pharmakoökonomisch fundierte „Vierte Hürde“ wird es demnach in Deutschland auch mit diesem Institut nicht geben.

Doch wird das Institut nach Darstellung von Professor Dr. Reiner Leidl, München, die Entscheidungen des Gemeinsamen Bundesausschusses vorbereiten, ob Arzneimittel als innovativ gelten und damit frei in der Preisbildung sind oder ob sie dem Festbetragssystem unterworfen werden. Für die betroffenen Hersteller hat dies erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen, doch bleibt der Industrie voraussichtlich der Aufwand für zusätzliche pharmakoökonomische Dossiers erspart, so die Einschätzung von Dr. York Zöllner, Hannover.

Weniger Lebensqualität
durch Sonnenbrand

Nur ein vergleichsweise kleiner Teil der vorgestellten pharmakoökonomischen Arbeiten betraf die Dermatologie. Ihr wurde jedoch eine eigene Reihe mit mündlichen Präsentationen gewidmet, die Karin Berger, München, moderierte. Dabei berichtete P. Guitera, Paris, über eine Studie zum Sonnenschutz, in deren Rahmen Dermatologen den auch in der GD bewährten Weg einer Kooperation mit Apotheken wählten. Dort ließen sie Fragebögen an Kunden verteilen, die Sonnenschutzpräparate kauften.


Als Ergebnis wurde festgestellt, dass Männer deutlich häufiger als Frauen einen Sonnenbrand bekommen, weniger Sonnenschutz betreiben und auch weniger über die Gefahren der Sonnenexposition wissen. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Sonnenbrand wurde mit dem Dermatology Life Quality Index (DLQI) gemessen und ist vergleichbar mit der Belastung bei Aknepatienten. Für das nächste Jahr ist eine zweite Studie geplant, bei der geprüft werden soll, ob die Probanden nach einem Sonnenbrand ihr Verhalten beim Sonnenbad ändern.

Depressionen durch
Dermatosen

Der gleiche Referent präsentierte eine Arbeit von J. Lambert und Mitarbeitern, Brüssel, zu Depressionssymptomen bei Patienten mit Hautkrankheiten in Belgien. In 896 ausgewerteten Fragebögen wurde die Lebensqualität mit dem generischen SF-12, dem dermatologisch ausgerichteten DLQI und dem für Depressionen spezifischen Lebensqualitätsfragebogen CES-D ermittelt.


Demnach beeinträchtigen Hautkrankheiten die psychische Lebensqualität erheblich und können sogar zur Selbstmordgefährdung führen, was in der Dermatologie oft übersehen werde. Depressionssymptome wurden bei Frauen häufiger als bei Männern und bei Wallonen häufiger als in der flämischen Bevölkerung festgestellt. Unter den ausgewerteten Hautkrankheiten führten trockene Haut, atopisches Ekzem und Psoriasis am häufigsten zu depressiven Erscheinungen. Ähnliche Untersuchungen sollen künftig auch in anderen Ländern stattfinden.

Pharmakoökonomie in der
Psoriasistherapie

Cheryl S. Hankin, San Jose, USA, stellte eine Kosten-Effektivitäts-Analyse zur Therapie der mittelschweren bis schweren Psoriasis vor. Dabei wurden aus der Perspektive der Krankenversicherer jeweils die jährlichen Kosten für eine Verbesserung des PASI-Score um ein Prozent ermittelt, wobei dieser Parameter nicht als Therapieziel, sondern nur als rechnerische Vergleichsgrundlage definiert wurde.

Aus 3.886 veröffentlichten Arbeiten zur Psoriasistherapie konnten nur 16 Kosten-Effektivitäts-Analysen ermittelt werden, die geeignete Daten für eine solche Metaanalyse enthielten. Die Auswertung der Daten zeigte, dass sich sowohl die Kosten als auch die Kosten-Effektivitäts-Verhältnisse zwischen den verschiedenen Therapien beträchtlich unterscheiden.

Für Methotrexat und die PUVA-Therapie wurden mit 37 beziehungsweise 46 US-Dollar pro Jahr und Prozent PASI-Verbesserung besonders günstige Werte gefunden, während die Biologicals mit Spitzenwerten von 390 beziehungsweise 472 US-Dollar für Etanercept und Alefacept vergleichsweise ungünstig abschnitten. Dabei wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass Biologicals üblicherweise nicht als Mittel der ersten Wahl in der Psoriasistherapie eingesetzt werden und dass der relative Therapieerfolg auch davon abhängt, bei welchem PASI-Wert die Therapie einsetzt.

Auszeichnung für
Psoriasis-Poster

In der umfangreichen, 465 Präsentationen umfassenden Posterausstellung war die Dermatologie zwar unterrepräsentiert, doch wurde eine Arbeit zu einem dermatologischen Thema mit dem Preis für das beste ausgestellte Poster ausgezeichnet. Darin beschrieben S. P. McKenna und D. M. Meads, beide Manchester, und M. E. Backhouse, Basel, die Interpretation von Werten des Psoriasis Index of Quality of Life (PSORIQoL), der die Lebensqualität anhand von 25 für die Psoriasis relevanten Kriterien erfasst. In einer 13 Wochen dauernden Studie an 69 Patienten wurde untersucht, wie Therapieerfolge und Wirkungen auf die Lebensqualität mit dem Index dargestellt werden können.

Die nächste ISPOR-Europakonferenz findet vom 6. bis 8. November 2005 in Florenz statt.

Buchtipp zum Thema

T. Müller-Bohn, V. Ulrich: Pharmakoökonomie — Einführung in die ökonomische Analyse der Arzneimittelanwendung.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2000. 208 Seiten mit 20 Abbildungen und acht Tabellen, kartoniert, € 29,70. ISBN 3-8047-1761-6


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