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Organ
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GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. |
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Dermopharmazie aktuell Prävention von berufsbedingten Handekzemen Interventionsstudie bestätigt den Nutzen von Hautschutz- und Hautpflegepräparaten Bericht von Dr. Joachim Kresken, Viersen Berufsbedingte Handekzeme haben augrund ihres meist chronisch-rezidivierenden Verlaufs einen hohen Krankheitswert. Zudem sind sie nicht selten mit Einschränkungen der Arbeitsfähigkeit verbunden, die bis zur Berufsaufgabe führen können. Durch Arbeitsausfall, Behandlungs-, Rehabilitations-, Umschulungs- und Entschädigungsleistungen verursachen sie allein in Deutschland Kosten in einer Gesamthöhe von 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund kommt der Prävention berufsbedingter Handekzeme eine hohe sozioökonomische Bedeutung zu. Zu den empfohlenen Präventionsmaßnahmen gehört auch die Verwendung von Hautschutz- und Hautpflegepräparaten. Deren Nutzen wurde kürzlich mit Hilfe einer großangelegten Interventionsstudie in der metallverarbeitenden Industrie überprüft. Dabei zeigte sich, dass die kombinierte Anwendung solcher Produkte wirksamer ist als die alleinige Anwendung von nur einer dieser beiden Produkttypen. Zusammen mit verschmutzungsadaptiven, schonenden Hautreinigungsmitteln sind Hautschutz- und Hautpflegepräparate in vielen Betrieben als Bestandteile eines dreistufigen Hautschutzkonzepts etabliert. Während Hautschutzpräparate vor und während der Arbeit vor allem zum Kontaktschutz gegen berufsspezifische Noxen zum Einsatz kommen, werden Hautpflegepräparate vorwiegend nach der Arbeit zur Restitution der Hautbarriere eingesetzt. Mit der im Jahr 2010 veröffentlichten Interventionsstudie [1] sollte das Konzept der kombinierten Anwendung von Hautschutz- und Hautpflegepräparaten überprüft und mit der alleinigen Anwendung der beiden Produkttypen verglichen werden. Die Ergebnisse der Studie wurden von Professor Dr. Brigitta Kütting, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg, anlässlich der 15. GD-Jahrestagung im April 2011 in Vaals präsentiert. An der Studie nahmen In die prospektive vierarmige Studie wurden 1.020 männliche Beschäftigte aus 19 klein- und mittelständischen Betrieben der metallverarbeitenden Industrie einbezogen (Alter: 18 bis 62 Jahre). Alle Studienteilnehmer waren einer mehr oder weniger starken Kühlschmiermittelexposition ausgesetzt, durften aber, obwohl viele von ihnen in der Vergangenheit bereits Hautprobleme an den Händen hatten, zum Studienbeginn kein behandlungsbedürftiges Handekzem aufweisen.
Die Studienteilnehmer wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Die Probanden aus Gruppe 1 verwendeten nur Hautpflegepräparate, die aus Gruppe 2 nur Hautschutzpräparate und die aus Gruppe 3 sowohl Hautschutz- als auch Hautpflegepräparate. Gruppe 4 diente als Kontrollgruppe, der keine spezielle Präventionsmaßnahme empfohlen wurde. Mit Ausnahme der Kontrollgruppe wurde allen Studienteilnehmern angeraten, die in ihren Betrieben bereits eingeführten Produkte zu verwenden. Alle Studienteilnehmer wurden 12 Monate lang beobachtet. Während dieser Zeit wurden insgesamt dreimal mit Hilfe eines speziell für solche Studien entwickelten quantitativen Hautscores [2] die Hände untersucht. Außerdem wurde zu jeder Untersuchung ein standardisiertes Interview geführt. Die Veränderungen des Hautscores nach einem Jahr im Vergleich zum Ausgangsbefund wurden als primärer Outcomeparameter definiert. Als Surrogat für die Erkrankungsschwere im Beobachtungszeitraum wurde die prozentuale Veränderung des Hautscores um 20 Prozent betrachtet, definiert in den drei Kategorien „gebessert“, „unverändert“ und „verschlechtert“. Außerdem wurden etwaige Arbeitsunfähigkeitszeiten wegen eines Handekzems erfasst. Die Auswertung erfolgte sowohl anhand der vier eingerichteten Studiengruppen als auch anhand des vom Probanden tatsächlich durchgeführten Hautschutz- und Hautpflegeverhaltens. Hautschutz plus Hautpflege
In die Auswertung der Studie nach 12 Monaten konnten 800 der 1.020 Probanden einbezogen werden. Die Bereitschaft, die jeweilige Präventionsmaßnahme zu befolgen, reichte von 73,7 bis 88,7 Prozent. Eine Arbeitsunfähigkeit wegen eines Handekzems trat während des Beobachtungszeitraums nur bei drei Probanden aus der Kontrollgruppe ein. Diese Probanden hatten während der Studienzeit auf jedwede Anwendung von Hautschutz- und Hautpflegepräparaten verzichtet.
Beim Hautzustand wurden gegenüber dem Ausgangsbefund zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt. In der Kontrollgruppe trat nur bei 17 Prozent der Probanden eine Verbesserung, aber bei 44 Prozent eine Verschlechterung des Hautzustands ein. Bei der Gruppe, die nur Hautpflegemittel verwendet hatte, wurde in 27 Prozent der Fälle eine Verbesserung und in immerhin 36 Prozent der Fälle ebenfalls eine Verschlechterung festgestellt. Die vermeintlichen Unterschiede zur Kontrollgruppe waren jedoch nicht signifikant. Signifikante Unterschiede im Vergleich zur Kontrollgruppe wurden dagegen für die beiden anderen Gruppen gefunden. Bei der Gruppe, die Hautschutz- und Hautpflegeprodukte benutzt hatte, kam es bei 39 Prozent der Probanden zu einer Verbesserung und nur bei 27 Prozent zu einer Verschlechterung des Hautzustands. Für die Gruppe, die nur Hautschutzpräparate verwendet hatte, lagen die entsprechenden Werte bei 31 beziehungsweise bei 26 Prozent. Mängel bestehen noch Mit der durchgeführten Interventionsstudie konnte gezeigt werden, dass Hautschutz- und Hautpflegepräparate zur Prävention berufsbedingter Handekzeme grundsätzlich geeignet sind und die kombinierte Anwendung solcher Produkte den größten Nutzen bietet. Damit kann das seit Jahren propagierte und in zahlreichen Betrieben erfolgreich etablierte Hautschutzkonzept jetzt zumindest für die metallverarbeitende Industrie als wissenschaftlich gesichert angesehen werden. Ob die Befunde der Studie auch für Branchen mit anderen Hautbelastungen gelten, kann aufgrund einer humanexperimentellen Laboruntersuchung [3] und einigen anderen mit geringerem Aufwand durchgeführten Interventionsstudien (Literaturübersicht bei [4]) zwar erwartet, derzeit aber noch nicht abschließend beantwortet werden. Außerdem muss jedes Hautschutz- und jedes Hautpflegemittel, bevor es zur Verwendung im Betrieb empfohlen werden kann, individuell mit geeigneten Methoden auf Wirksamkeit geprüft worden sein. Nachholbedarf besteht bei der Schaffung von mehr Akzeptanz für das Konzept der kombinierten Anwendung von Hautschutz- und Hautpflegepräparaten. Wie eine systematische Befragung von Kütting und Mitarbeitern [5] unter Metallarbeitern gezeigt hat, wenden 29 Prozent des Risikokollektivs keine und nur 28 Prozent regelmäßig Hautschutz- und Hautpflegemittel an. Um dies zu ändern, sind innovative Motivationskonzepte gefragt. Literatur [1] Kütting B et al: Effectiveness of skin protection measures in prevention of occupational hand eczema. Results of a prospective randomized controlled trial over a follow-up period of 1 year. Br J Dermatol 162 (2010) 362-370 [2] Weistenhöfer W et al: How to quantify skin impairment in primary and secondary prevention? HEROS, a proposal of a hand eczema score for occupational screenings. Br J Dermatol 164 (2011) 807-813 [3] Elsner P et al: Nachweis der Wirksamkeit eines integrativen Hautschutzprogramms. Akt Dermatol 28 (2002) 225-230 [4] Leitlinie „Berufliche Hautmittel“ der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-056.pdf [5] Kütting B et al: Current acceptance and implementation of preventive strategies for occupational hand eczema in 1355 metalworkers in Germany. Br J. Dermatol 161 (2009) 390-396 nach oben |
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