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Ausgabe 2 (2001)

Dermokosmetik
Badeöle, Duschöle und Duschcremes
Eine Rückfettung ist nicht automatisch
gewährleistet


Tensidischen Hautreinigungsmitteln werden häufig Lipidkomponenten zur Verbesserung der Hautfreundlichkeit und Abschwächung der Hautentfettung beigegeben. Besonders hohe Lipidanteile enthalten Badeöle, Duschöle und Duschcremes, die vor allem zur Anwendung bei trockener Haut empfohlen werden. Wie Untersuchungen an der Hautklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe gezeigt haben, ist der ausgelobte Rückfettungseffekt solcher Produkte jedoch nur selten verifizierbar. In standardisierten Waschtests führten zahlreiche Prüfprodukte zu einer Entfettung der Haut. Ausgenommen hiervon waren lediglich ein tensidfreies Spreitungsölbad und eine handelsübliche Duschcreme mit einem Ölkörper von 50 Prozent (Sebamed® Duschcreme).

Über die Ergebnisse der in Karlsruhe durchgeführten Untersuchungen berichtete Professor Dr. med. Wolfgang Gehring in einem Vortrag anlässlich der 5. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie am 28. März 2001 in Zürich. Wie Gehring erläuterte, wurden die standardisierten Waschtests an der Volarseite beider Unterarme von hautgesunden Probanden durchgeführt. Auf jedem Unterarm wurden zwei Testfelder markiert, so dass bis zu vier Waschlösungen parallel untersucht werden konnten. Aufgetragen wurden die Prüfprodukte mit einer Schaumstoffrolle, die unter kontrollierten Bedingungen mehrfach auf dem jeweiligen Testfeld hin und her gerollt wurde. Vor der Anwendung der Prüfpräparate sowie mehrfach bis zu drei Stunden nach dem Waschvorgang wurden auf den Testfeldern die Hornschichtfeuchtigkeit mit dem Corneometer, der transepidermale Wasserverlust (TEWL) mit dem Tewameter und die Menge an Hautoberflächenlipiden mit dem Sebumeter bestimmt. Eine Differenzierung der extrahierten Hautlipide erfolgte mittels HPLC (High Performance Liquid Chromatographie).


Professor Dr. med. Wolfgang Gehring von der Hautklinik Karlsruhe referierte anlässlich der 5. GD-Jahrestagung in Zürich über das Prinzip der Rückfettung bei Hautreinigungsmitteln. Eine Veröffentlichung zu diesem Thema, die er gemeinsam mit Thomas Meyer von der Firma Sebapharma, Boppard-Bad Salzig, verfasste, finden Sie in der Online-Fassung zu dieser Ausgabe von DermoTopics (www.dermotopics.de).


Was leisten
Rückfettungsmittel?



Nach diesem Versuchsaufbau untersuchte die Karlsruher Arbeitsgruppe bereits vor einigen Jahren den Einfluss der als Rückfettungsmittel ausgelobten Lipidkomponenten Cetiol HE und Isopropylpalmitat auf die hautphysiologischen Eigenschaften einer speziellen Waschlösung. Am Beispiel des Squalenverlustes zeigte sich, dass die hautentfettende Wirkung der Waschlösung durch fünfprozentige Zusätze dieser beiden Lipide nicht vermindert werden konnte. Tendenziell stellte sich die Grundformulierung sogar günstiger dar als die auf gleiche Reinigungswirkung eingestellten Formulierungen mit den Lipidzusätzen. Auch der Verlust an Hornschichtfeuchtigkeit und der TEWL konnten durch die beiden Lipide nicht positiv beeinflusst werden. Die Cetiol-haltige Rezeptur zeigte vielmehr ein verstärktes irritatives Potential.

Einen Verlust an Hornschichtfeuchtigkeit und einen Anstieg des TEWL verursachten auch zwei emulgierende Badeöle, die zusammen mit einem spreitenden Ölbad in einer späteren Untersuchung getestet wurden. Die emulgierenden Badeöle enthielten neben Mandelöl und Wasser unterschiedlich hohe Anteile des Emulgators Tween 20, während das auf Basis von Mandelöl und Paraffinöl aufgebaute Spreitungsbad emulgatorfrei war. Für diese Formulierung waren nach dem Waschvorgang ein Anstieg der Hornschichtfeuchtigkeit und eine Absenkung des TEWL nachweisbar.

Waschvorgänge mit tensidischen Hautreinigungsmitteln können grundsätzlich zu einem Verlust an Hornschichtfeuchtigkeit, einer Verminderung des Hautoberflächenfettes und einer vorübergehenden Schädigung der epidermalen Barrierefunktion führen. Die an der Hautklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, dass dies im Regelfall auch für Waschlösungen mit sogenannten Rückfettungsmitteln, emulgierende Badeöle, Duschöle und Duschcremes gilt. Auch solche Produkte können insbesondere bei trockener Haut die Hautaustrocknung und die Gefahr von Hautirritationen fördern. Allerdings kann das Ausmaß dieser unerwünschten Effekte durch die Konzeption der Formulierung abgeschwächt werden. Ist dies hinreichend dokumentiert, kommt das betreffende Produkt auch für eine Empfehlung durch Hautärzte und Apotheker in Betracht.


Wirken Duschcremes
rückfettend?



In jüngerer Zeit beschäftigten sich die Karlsruher Untersucher mit den im Trend liegenden Duschölen und Duschcremes. Getestet wurden zum Beispiel drei verschiedene Duschölrezepturen, die 25 bis 32 Prozent Tenside sowie 16 bis 55 Prozent Lipide enthielten. Ähnlich wie die emulgierenden Badeöle führten auch diese Formulierungen zu einem unterschiedlich stark ausgeprägten entfettenden Effekt. Außerdem traten ein Verlust an Hornschichtfeuchtigkeit und eine leichte Erhöhung des TEWL ein.

Duschcremes lassen sich von den Duschölen hauptsächlich wegen ihrer cremigen Konsistenz abgrenzen. Sie enthalten konditionierende Zusätze, die auf der Haut ein subjektiv spürbares Pflegegefühl vermitteln. Der Ölanteil ist dagegen im allgemeinen relativ gering. Von vier getesteten Duschcremes, die ungewöhnlich hohe Ölanteile von bis zu fünfzig Prozent enthielten, zeigten drei ein vergleichbares Reaktionsschema wie die untersuchten Duschöle. Anders verhielt sich nur das erwähnte Handelspräparat, das neben fünfzig Prozent Erdnussöl sehr milde Tenside enthält: Diese Formulierung führte als einzige nicht zu einer Entfettung (Abbildung). Da außerdem der Verlust an Hornschichtfeuchtigkeit und die Erhöhung des TEWL vergleichsweise gering ausgeprägt waren, erscheinen Auslobungen wie „rückfettend“ und „mild“ in diesem Fall gerechtfertigt. (jk)


Abbildung:
Sebumetrisch erfasste Verminderung des Hautoberflächenfettes nach standardisierten Waschungen mit verschiedenen Duschcremes. Mit Ausnahme von Präparat 2 führten alle Präparate zu einer Hautentfettung.

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