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  Ausgabe 2 (2001)

Dermokosmetik
Sonnenschutzmittel
Hohe Lichtschutzfaktoren verleihen
trügerische Sicherheit


Sonnenschutzmittel können zwar – das ist längst bekannt – vor Sonnenbrand schützen. Dass dies jedoch keinesfalls mit einem hundertprozentigen Schutz vor Hautkrebs gleichgesetzt werden darf, hat eine Untersuchung europäischer Onkologen gezeigt. Danach hatten vor allem hellhäutige Menschen, die Sonnenschutzmittel benutzten, ein um fast sechzig Prozent höheres Melanom-Risiko als Kontrollpersonen, die keinen Sonnenschutz anwendeten. Die Erklärung für dieses Paradoxon: Wer Sonnenschutzmittel benutzt, hält sich mit ruhigem Gewissen länger in der Sonne auf als derjenige, der darauf verzichtet. Insbesondere Präparate mit hohen Lichtschutzfaktoren (LSF) schalten also das Warnsignal, das der Sonnenbrand letztendlich darstellt, einfach ab.

Nach der Statistik muss heute jeder zweite Bundesbürger damit rechnen, Hautkrebs zu bekommen, und zwar 31 Prozent ein Basaliom, 18 Prozent ein Spinaliom und 1,2 Prozent ein malignes Melanom. Der beste UV-Schutz wird nach Empfehlungen der Strahlenschutzkommission durch geeignete Kleidung, gute Sonnenbrillen und das Meiden der Sonne erreicht. Bei der Kleidung ist zu beachten, dass vor allem helle und nasse Textilien UV-durchlässig sind. Verstärken lässt sich die UV-Schutzwirkung durch die Verwendung von Waschmitteln, die beim Waschprozess einen UV-Absorber an die Textilfaser abgeben und so die UV-Undurchlässigkeit des Kleidungsstücks von Waschgang zu Waschgang erhöhen.

Wenn zusätzlich Sonnenschutzmittel verwendet werden, so sollten diese einen ausreichenden Schutzfaktor haben und sowohl im UVB- als auch im UVA-Bereich wirksam sein. Auch Männer sind gegebenenfalls von der Notwendigkeit eines Sonnenschutzes zu überzeugen, da sie häufig davon ausgehen, dass ihre von Natur aus robuste Haut so etwas nicht braucht. Die Folge ist, dass Männer häufiger an Hautkrebs sterben als Frauen, obwohl sie seltener hieran erkranken.


UV-Index gehört in die
Wetternachrichten




Dr. Nicole Chauvet, die jahrelang bei einem bekannten französischen
Kosmetik-unternehmen tätig war, machte sich für die Leser von DermoTopics Gedanken zum
Thema Sonnenschutz.












Um die Bevölkerung für die Gefahren einer übermäßigen UV-Exposition zu sensibilisieren und von der Notwendigkeit für Schutzmaßnahmen zu überzeugen, fordert die WHO die nationalen Gesundheitsbehörden in aller Welt zu einer verstärkten Anwendung des 1994 eingeführten UV-Indexes (UVI) auf. Nach Auffassung der WHO sollte die Vorhersage des UVI Bestandteil der täglichen Wetternachrichten in Zeitung, Hörfunk und Fernsehen sein. Grenzwert für die tägliche Sonnenbelastung ist nach Ansicht der WHO eine minimale Erythemdosis (MED) von 0,3.

In Deutschland wird der UVI vom Deutschen Wetterdienst mitgeteilt. Dieser gibt täglich Prognosen heraus, die zum Beispiel folgendermaßen lauten: „Die Vorhersage bis heute abend: UV-Index 6. Sonnenbrand kann bei ungeschützter Haut bereits nach 25 Minuten Aufenthaltszeit in der Sonne eintreten. Schutzmaßnahmen sind erforderlich.“ Entsprechende Informationen gibt es auch telefonisch oder im Internet (www.bfs.de/uvi/prognose.htm) vom Bundesamt für Strahlenschutz. Die UVI-Werte liegen in Deutschland zwischen 1 und 8, in den Bergen auch bis 9. In den Tropen können mittlere Werte bis 12 erreicht werden.


Angegebenen LSF besser
halbieren



Bei den angegebenen Lichtschutzfaktoren der Sonnenschutzmittel ist zu beachten, dass diese sich auf die MED, also die Strahlendosis bis zum Eintreten erster Anzeichen eines Sonnenbrandes, und nicht auf die deutlich darunter liegende Strahlendosis für ein erhöhtes Hautkrebsrisiko beziehen. Hinzu kommt, dass die Faktoren unter idealisierten experimentellen Bedingungen bestimmt wurden und Mittelwerte mit einer manchmal nicht unerheblichen Streubreite darstellen. Darüber hinaus sind die dei der Bestimmung des LSF applizierten Produktmengen im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie die in der Realität angewendeten Mengen. Schon allein deshalb ist es ratsam, den für ein Sonnenschutzmittel angegebenen LSF vorsorglich zu halbieren, wenn die erlaubte Bestrahlungszeit errechnet wird.


Trotz Aufklärungskampagnen halten sich immer noch viele Menschen viel zu lange in der Sonne auf. Auch wenn sie sich mit Sonnenschutzmitteln gegen Sonnenbrand schützen, sind sie einem erhöhten Hautkrebsrisiko ausgesetzt.

Das gleiche Problem stellt sich bei der Frage der Wasserfestigkeit von Sonnenschutzmitteln. Die Tests, auf die sich Auslobungen wie „water resistent“ oder „very water resistent“ beziehen, werden meist mit Süßwasser durchgeführt, obwohl Salzwasser die Produkte leichter von der Haut ablöst. Auch der Produktabrieb durch den Kontakt der Haut zu Handtüchern, Sand und Wind wird bei der Prüfung der Wasserfestigkeit nur unzureichend berücksichtigt. Um den Sonnenschutz sicherzustellen, bleibt deshalb in der Praxis auch hier nichts anderes übrig, als den angegebenen LSF zu halbieren.

Perspektiven für die Zukunft


Zielsetzung für die Zukunft muss es sein, Sonnenschutzmittel zu entwickeln, die so stabil sind, dass sie gegen Ende einer längeren UV-Exposition noch genau so wirksam sind wie kurz nach dem Auftragen. Wünschenswert wären Sonnenschutzcremes mit einer kombinierten Spontan- und Retardwirkung – dergestalt, dass sich die Wirkstoffe in der Epidermis Zug um Zug wie kleine Fallschirme entfalten, um so ne-ben dem natürlichen UV-Schutz der Haut ein zweites langanhaltendes Schutzschild zu bilden. (nch/jk)

Sonnenschutz auch nach der Sonne?
Dass die Haut auch noch nach einem Sonnenbad geschützt werden kann, berichten der Dermatologe Professor Dr. med. Jean Krutmann, Düsseldorf, und der pharmazeutische Technologe Dr. Peter M. Hansen, Bad Vilbel, in einem kürzlich erschienenen Beitrag der Deutschen Apothekerzeitung (Nr. 21, Seite 67-71, 2001). Die Autoren – beide Mitglieder der Fachgruppe Dermokosmetik der GD – beschreiben dort eine After Sun-Lotion (Ladival® med) auf Basis eines DNA-Repair-Enzyms (Photolyase), das normalerweise nicht in der Haut vorhanden ist. Durch die topische Applikation dieses Enzyms wird die Wiederherstellung UV-B-induzierter DNA-Schäden, speziell die Rückverwandlung der Cylobutan-Pyrimidin-Dimere in Thymin-Monomere, verstärkt. Hierdurch werden immunsuppressive Effekte, die maßgeblich an der Entstehung von Hautkrebs beteiligt sind, vermieden. Die Autoren betonen jedoch, dass dieses innovative After Sun-Konzept nicht den Gebrauch von Sonnenschutzmitteln ersetzt. (jk)


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