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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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  Ausgabe 4 (2001)

Magistralrezepturen
Fachgruppe Magistralrezepturen der GD
Interdisziplinäre Zusammenarbeit lautet das Patentrezept

Durch ihre mehrjährige Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke in Krefeld entwickelte Apothekerin Michaela Tünnermann besonderes Interesse für die magistrale Rezeptur. Mittlerweile ist Frau Tünnermann Leiterin der Fachgruppe Magistralrezepturen innerhalb der Gesellschaft für Dermopharmazie. Warum es sich lohnt, den rezepturmäßig hergestellten Dermatika besondere Aufmerksamkeit zu schenken und dass Rezeptur nicht gleich Rezeptur ist, erfuhr DermoTopics in einem Gespräch mit der engagierten Apothekerin.

DermoTopics:
Seit März 2001 leiten Sie innerhalb der GD die Fachgruppe Magistralrezepturen. Wie kam es dazu?

Frau Tünnermann:
Seit 1998 arbeite ich in Krefeld in einer öffentlichen Apotheke, in der es ein sehr großes Aufkommen an dermatologischen Rezepturen gibt. Dadurch wurde mein Interesse geweckt, mich mit dieser Thematik intensiver auseinander zu setzen. Bei der Suche nach Fortbildungsmöglichkeiten bin ich auf die Gesellschaft für Dermopharmazie gestoßen. Daraufhin bin ich Mitglied in der GD geworden und habe im Rahmen der 3. GD-Jahrestagung 1999 in Berlin erstmals an einer Sitzung der Fachgruppe Magistralrezepturen teilgenommen. Nachdem mein Kollege, Dr. Bernd Hünerbein, nach zwei Legislaturperioden das doch recht aufwendige Amt des Fachgruppenleiters aus Zeitgründen abgeben musste, wurde ich von den Mitgliedern der Fachgruppe als sein Nachfolger gewählt. Dabei werden die Projekte, die Herr Dr. Hünerbein initiiert und bearbeitet hat, weitergeführt, und ich bin sehr froh darüber, dass er der Fachgruppe erhalten bleibt und ihr weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht. Besonders gedankt sei an dieser Stelle auch meinen ebenfalls neu gewählten Stellvertretern, Herrn Professor Dr. med. Max Gloor von der Hautklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe und Frau Apothekerin Rosemarie Eifler-Bollen vom Laboratorium des Neuen Rezeptur-Formulariums (NRF) in Eschborn, die mich in meinem Amt tatkräftig unterstützen.

DermoTopics:
Was sind die wesentlichen Ziele der von Ihnen geleiteten Fachgruppe?


Apothekerin Michaela Tünnermann – hier an ihrem Arbeitsplatz in einer öffentlichen Apotheke in Krefeld – ist seit kurzem Leiterin der GD-Fachgruppe Magistralrezepturen.

Frau Tünnermann:
Aus der Besetzung der Fachgruppe ist auch deren Zielsetzung erkennbar. Die Fach-gruppenmitglieder sind Apotheker aus Klinikapotheken und öffentlichen Apotheken, Dermatologen aus Klinik und Praxis sowie Vertreter der Industrie. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Magistralrezeptur in den deutschen Apotheken als Institution des Apothekers zu erhalten und damit dem Dermatologen auch weiterhin die Verordnung individueller Topika zu ermöglichen. Die Magistralrezeptur, die in anderen europäischen Ländern kaum noch bekannt ist, hat in Deutschland eine Sonderstellung. Die Arbeit der Fachgruppe richtet sich darauf, sie zu standardisieren und in ihrer Qualität zu sichern.

Ein erstes großes Projekt war die Erarbeitung von Leitlinien mit Grundsätzen zur Verschreibung, Herstellung und Abgabe dermatologischer Rezepturen, die Ende 1998 anlässlich einer interdisziplinären Konsensuskonferenz verabschiedet wurden. In diesen Leitlinien wird zum Beispiel die Frage behandelt, nach welchen Gesichtspunkten rezeptiert werden sollte, und was seitens des Dermatologen und des Apothekers dabei hinsichtlich Qualität, Unbedenklichkeit und Anwendungssicherheit zu beachten ist. Ebenso sollte auf diese Weise die Industrie, die Rezepturgrundlagen bereitstellt oder Rezeptursammlungen anbietet, mit ins Boot geholt werden. Dies ist der Fachgruppe sehr gut gelungen.

In einem weiteren Projekt wurde eine Hygienerichtlinie für die Herstellung nichtsteriler Zubereitungen in der Apotheke erarbeitet. Diese Richtlinie ist in Auszügen mittlerweile in die Leitlinien der Bundesapothekerkammer übernommen worden. Über das NRF sowie über die dermatologische und die pharmazeutische Fachpresse wurden alle Hautärzte und Apotheker über diese beiden Positionspapiere der GD ausführlich informiert. Im Übrigen sind beide Papiere auch unter der GD-Homepage (www.gd-online.de) im Internet hinterlegt, wo sie sehr häufig abgerufen werden.

DermoTopics:
Die Magistralrezeptur ist eine Schnittstelle zwischen Dermatologen und Apothekern. Was ist hier besonders wichtig?

Frau Tünnermann:
Wichtig ist eine gute Zusammenarbeit zwischen dem rezeptierenden Dermatologen und „seiner” Apotheke. Eine Rezeptzuweisung des Arztes an eine bestimmte Apotheke ist zwar nicht gestattet, dennoch ergibt sich ein Schwerpunkt an Kontakten allein aus der räumlichen Nähe. Daher finde ich es wichtig, dass für den Apotheker das vom Arzt gewählte Therapiekonzept klar ersichtlich ist.

Als Apothekerin, die für die Herstellung der Rezepturen verantwortlich ist, sehe ich meine Aufgabe in diesem Zusammenhang auch darin, den Patienten zu beraten und ihm die richtige Anwendung seiner Rezeptur zu erläutern. Wenn ich das Therapiekonzept kenne, kann ich auch viel besser auf die besonderen Wünsche des Dermatologen eingehen, was Hilfsstoffe oder Konservierungen angeht. Die Compliance der mit dermatologischen Rezepturen behandelten Patienten ist übrigens sehr gut und stellt sowohl für den Hautarzt als auch für die Apotheke ein wichtiges Instrument der Patienten- beziehungsweise Kundenbindung dar. Die Möglichkeit der zeitnahen Herstellung von Individualarzneimitteln grenzt zudem die öffentliche Apotheke deutlich vom Versandhandel ab.

DermoTopics:
Die Qualitätssicherung dermatologischer Rezepturen spielt eine große Rolle. Worauf kommt es dabei insbesondere an?

Frau Tünnermann:
Ein wichtiges Qualitätskriterium ist die Zusammensetzung einer Rezeptur. Vertragen sich die Wirkstoffe untereinander und mit den sonstigen Bestandteilen? Sind die Wirkstoffe in der jeweiligen Grundlage stabil? Entsprechen sie den neuesten Standards? Ist die gewählte Grundlage therapeutisch sinnvoll? Manchmal sind seitens der Apotheke Rückfragen beim verordnenden Arzt oder Abstimmungen zwischen Arzt und Apotheker notwendig. Nach meinen Erfahrungen hat sich diese Zusammenarbeit in jüngster Zeit deutlich verbessert. Inzwischen erreichen uns Apotheker immer mehr Anfragen von Dermatologen, ob und wie bestimmte Rezepturen qualitativ einwandfrei hergestellt werden können. Bei uns in Nordrhein ist dies sicherlich mit ein Verdienst einer interdisziplinären Fortbildungsreihe, die im Jahr 2000 stattfand und in Abstimmung mit der GD gemeinsam vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) und dem Apothekerverband Nordrhein organisiert wurde. DermoTopics hat hierüber in der März-Ausgabe des Jahres 2001 ausführlich berichtet.

Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass Magistralrezepturen durchaus innovativ und modern sein können. Sofern verfügbar, können neue Wirkstoffe oder neue Therapieprinzipien zum Einsatz kommen, was mit Fertigarzneimitteln oftmals nicht möglich ist. Dieser Entwicklung trägt auch das NRF Rechnung; hier finden sich aktuelle Therapiekonzepte in qualitätsoptimierten, standardisierten Rezepturen verwirklicht.

DermoTopics:
Haben Sie in Bezug auf Ihre Arbeit als Fachgruppenleiterin ganz persönliche Ziele für die Zukunft?

Frau Tünnermann:
Ich bin für eine Amtsperiode von drei Jahren gewählt worden. In dieser Zeit möchte ich erreichen, dass die erarbeiteten Leitlinien an der Basis, das heißt sowohl von den verordnenden Dermatologen als auch von den mit der Herstellung beschäftigten Apotheken, angenommen und in die Tat umgesetzt werden. Dabei kommt es mir auf eine sehr gute interdisziplinäre Zusammenarbeit ohne gegenseitige Schuldzuweisungen bei auftretenden Problemen an. Seitens der GD werden wir die Berufsorganisationen von Hautärzten und Apothekern motivieren, das in Nordrhein erfolgreich erprobte interdisziplinäre Fortbildungskonzept auch in anderen Regionen umzusetzen. Vielleicht gelingt es uns auch, bereits in der Facharztausbildung der Dermatologen die Kunst des Rezeptierens durch geeignete Fortbildungsmaßnahmen weiter zu
fördern.

DermoTopics:
Wie groß ist die Fachgruppe Magistralrezepturen, wie häufig trifft sie sich, und wie sind die Aufgaben innerhalb der Gruppe verteilt?

Die Sicherung der pharmazeutischen Qualität ist das oberste Gebot bei der Rezepturherstellung in der Apotheke. Dafür wird auf moderne Technik und zeitgemäße Verpackungsmaterialien zurückgegriffen.

Frau Tünnermann:
Die Fachgruppe besteht zur Zeit aus rund 30 Mitgliedern, die in ganz Deutschland sowie in Österreich und der Schweiz ansässig sind. Innerhalb der Fachgruppe gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit den Themenschwerpunkten Leitlinien, Hygienerichtlinie, Kosmetika als Rezepturgrundlagen und Fortbildung beschäftigen. Die Realisierung der verschiedenen Projekte erfordert eine enge Zusammenarbeit, die sowohl auf dem Korrespondenzweg als auch in persönlichen Treffen erledigt wird. Die Treffen finden nach Bedarf oder am Rande größerer Veranstaltungen statt – so wie beispielsweise zuletzt anlässlich des GD-Symposium „Wirkungen von Dermokosmetika“ am 17. Oktober 2001 in Düsseldorf.

Die Arbeitsgruppe Fortbildung beschäftigt sich zur Zeit mit der Vorbereitung eines Workshops mit dem Titel „Praxisnah rezeptieren im 3. Jahrtausend“, der am Mittwoch, 20. März, in der Zeit von 13.00 bis 17.00 Uhr im Rahmen der 6. GD-Jahrestagung in Hamburg stattfinden wird. Für diesen interaktiven Workshop hat die Gruppe ein Programm zusammengestellt, das meines Erachtens für Hautärzte und Apotheker gleichermaßen interessant ist und nicht nur die Mitglieder der GD ansprechen soll (siehe das Wissenschaftliches Programm der 6. GD-Jahrestagung in DermoTopics Nummer 3). Von der Deutschen Dermatologischen Akademie wurde der Workshop mit vier Fortbildungspunkten zertifiziert.

DermoTopics:
Wer kann in der Fachgruppe aktiv mitarbeiten, und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Frau Tünnermann:
Die einzige Voraussetzung für eine aktive Mitarbeit in der Fachgruppe ist die ordentliche Mitgliedschaft in der GD. Mitglied werden in der GD kann jeder Arzt, Apotheker oder sonstige Naturwissenschaftler, der sich für die Belange der Dermopharmazie interessiert oder auf diesem Gebiet arbeitet. Knapp 100 der derzeit insgesamt rund 270 GD-Mitglieder sind übrigens Dermatologen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt lediglich 50 Mark beziehungsweise 25,56 Euro und schließt den regelmäßigen kostenlosen Bezug von DermoTopics sowie Vergünstigungen bei den Teilnahmegebühren von Veranstaltungen der GD mit ein. Wer Mitglied werden will, sollte sich an die Geschäftsstelle der GD in Eschborn wenden und dort auch sein Interesse an einer aktiven Mitarbeit in der Fachgruppe Magistralrezepturen vortragen (Anschrift siehe Kasten).

DermoTopics:
Frau Tünnermann, wir danken Ihnen für das Gespräch. (ghw)

GD Gesellschaft für
Dermopharmazie e.V.
Carl-Mannich-Straße 20
D-65760 Eschborn
Tel.: +0049/6196/928-328
Fax: +0049/6196/928-329
http://www.gd-online.de

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