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GD — Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

   
 

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Titelbild_1_14   Ausgabe 1 (2014)

Dermatotherapie
Erweiterung des Indikationsspektrums
Omalizumab ist jetzt auch als Zusatztherapie bei chronischer spontaner Urtikaria zugelassen

Bericht von Dr. Thomas Müller-Bohn, Süsel

Der humanisierte monoklonale Antikörper Omalizumab (Xolair®) wird bereits seit Jahren gegen therapieresistentes, schweres allergisches Asthma eingesetzt. Im März 2014 wurde sein Zulassungsspektrum erweitert. Seitdem ist er für Patienten, die nicht ausreichend auf eine Behandlung mit H1-Antihistaminika ansprechen, auch bei der chronischen spontanen Urtikaria (csU) zugelassen. Studien haben gezeigt, dass die einmal monatliche subkutane Verabreichung von 300 Milligramm Omalizumab zu einem deutlichen Rückgang der Symptome führt. Zwei von drei Patienten empfinden nach der Behandlung nur noch minimalen Juckreiz, und die Hälfte der Patienten weist keine Symptome mehr auf. Über das Potenzial der neuen Therapieoption und das Management der csU berichtete Privatdozentin Dr. Petra Staubach, Hautklinik Universitätsmedizin Mainz, bei der 18. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie vom 7. bis 9. April 2014 in Berlin.


Die chronisch spontane Urtikaria ist durch das Auftreten von Quaddeln und/oder Angioödemen gekennzeichnet und wird von immensem Juckreiz begleitet. Angioödeme können zusätzlich, wenn sie im Rachenbereich auftreten, zu Luftnot führen.

Wie bei allen Erkrankungen, die mit Juckreiz verbunden sind, wird die Lebensqualität durch eine chronische Urtikaria stark beeinträchtigt, betonte Staubach. Etwa die Hälfte der schwer betroffenen Patienten entwickle zusätzlich eine Angsterkrankung oder eine Depression.

Neben der Diagnostik ist die
Patientenführung wichtig


Von der chronischen spontanen Form der Urtikaria, für die Omalizumab zugelassen wurde, ist die induzierbare Form (zum Beispiel Kälteurtikaria, solare Urtikaria oder cholinergische Urtikaria) zu unterscheiden, doch sind Mischformen häufig. Zur Unterstützung der Diagnose sollten die Patienten ein Tagebuch führen, in dem sie Juckreiz, Quaddeln, das bedrohliche Angioödem und weitere Symptome festhalten. Zudem gibt es krankheitsspezifische Fragebögen zur Lebensqualität.

Ferner gelte es im Zuge der Diagnostik, andere Ursachen auszuschließen, beispielsweise eine Infektion oder eine Autoimmunerkrankung. Die Patienten sollten mögliche Trigger meiden, insbesondere auf die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika sollten sie verzichten, empfahl Staubach.

Wenn eine csU vorliege, müssten die Patienten bis zum Ende der Erkrankung behandelt werden. Denn die Erkrankung verschwindet ebenso spontan, wie sie entsteht. In dieser Zeit sollten die Patienten so begleitet werden, dass kein Symptom auftritt. Ob der Patient gut auf eine Therapie eingestellt ist, lässt sich relativ einfach mit dem „Urticaria Control Test“ prüfen, der aus nur vier Fragen besteht.

Staubach_2014Privatdozentin Dr. Petra Staubach, Hautklinik Universitätsmedizin Mainz, informierte bei der 18. GD-Jahrestagung über das Potenzial von Omalizumab in der Behandlung der chronischen spontanen Urtikaria.


Die Behandlung sollte einem
Stufenalgorithmus folgen


csU sind H1-Antihistaminika der zweiten Generation. Wenn die Standarddosis nicht ausreicht, könne die Dosis bis auf das Vierfache gesteigert werden, erklärte Staubach. Wenn auch dies nicht zu einer wesentlichen Besserung führt, biete sich eine Zusatztherapie mit Omalizumab an.

Bislang ist Omalizumab für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen, die unter Antihistaminika weiterhin Symptome zeigen. Vor der Zulassung waren bei diesen Patienten nur Therapieversuche mit off label eingesetztem Omalizumab, Ciclosporin oder Montelukast sowie eine Kurzzeitherapie mit systemischen Glukokortikoiden möglich.

Obwohl Omalizumab ein Antikörper gegen IgE ist, wirke es auch bei Patienten mit niedrigem oder normalem IgE-Wert, berichtete Staubach. Die Mechanismen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, seien bislang noch nicht vollständig geklärt.

Bei Verabreichung von 300 Milligramm einmal pro Monat führt Omalizumab zu einem deutlichen Rückgang der Symptome. In Studien sei diese Dosis gegenüber 75 und gegenüber 150 Milligramm überragend besser gewesen. Nach Gabe der 300 Milligramm-Dosis würden zwei von drei Patienten nur noch minimalen Juckreiz empfinden. Die Hälfte sei in einer Studie symptomfrei gewesen.

Auf Omalizumab sprechen nicht
alle Patienten sofort an


Die Wirkung von Omalizumab tritt meist sofort, manchmal aber auch erst nach Tagen oder Wochen ein. Staubach empfiehlt deshalb, Antihistaminika der zweiten Generation noch solange weiter zu geben, bis die Wirkung von Omalizumab eingetreten ist.

Falls Omalizumab innerhalb des ersten Monats nicht wirke, seien auch eine zweite und dritte Injektion sinnvoll, weil es Late-Responder gebe – selten auch Non-Responder. Bei Letzteren müsse die Erfahrung zeigen, ob hier andere Dosierungen, häufigere Injektionen oder vielleicht noch weitere diagnostische Abklärungen erforderlich sind.

Nach drei bis vier Behandlungsmonaten ohne Symptome empfiehlt Staubach einen ersten Auslassversuch. Letztlich müssten die Patienten jedoch behandelt werden, bis die Urtikaria spontan verschwindet, denn auch Omalizumab heilt die Urtikaria nicht, sondern mindert nur die Symptome.

Die unerwünschten Wirkungen seien in Studien mit Placebo vergleichbar gewesen. Anaphylaktische Reaktionen wurden nicht beschrieben. Auch auffällige Laborwerte habe man nicht festgestellt. Als offene Fragen nach der Zulassung von Omalizumab sieht Staubach noch, wie den verbleibenden Non-Respondern zu helfen ist und welche Bedeutung Komorbiditäten bei der Behandlung haben.

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