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  Ausgabe 2 (2011)

Dermokosmetik

Prävention des diabetischen Fußsyndroms
Schaumcremes bieten Zusatznutzen als Hautpflegemittel bei Diabetes mellitus

Bericht von Dr. Eleonore Föhles, Viersen

Allein in Deutschland gibt es etwa fünf Millionen Diabetiker, mehr als drei Viertel von ihnen leiden unter Hautproblemen. Die erhöhten Blutzuckerwerte und die autonome Neuropathie führen oftmals zu extremer Hauttrockenheit, Hautinfektionen und weiteren krankhaften Hautveränderungen. Um dem vorzubeugen, muss die Therapie des Diabetes von einer geeigneten Hautpflege begleitet werden. Dafür stehen vielfältige Produktlösungen zur Verfügung. Ein innovatives Produktkonzept mit spezifischen Besonderheiten bilden Schaumcremes. Ihr möglicher Zusatznutzen gegenüber anderen Formulierungstypen in der Hautpflege bei Diabetes mellitus war Thema eines Seminars, das im Rahmen der 15. GD-Jahrestagung am 6. April 2011 im niederländischen Vaals stattfand und von der Firma neubourg skin care GmbH & Co. KG unterstützt wurde. Vorsitzende des Seminars waren Professor Dr. Rolf Daniels, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie an der Universität Tübingen, und der GD-Vorsitzende Dr. Joachim Kresken, Viersen.


Der Diabetologe Professor Dr. Maximilian Spraul vom Mathias-Spital in Rheine eröffnete das Seminar mit einem Referat über den infizierten diabetischen Fuß und der Feststellung: „Allein in Deutschland werden jährlich 40.000 Amputationen beim diabetischen Fußsyndrom durchgeführt. Hiervon ist die Mehrzahl durch Infektionen bedingt.“

Der diabetische Fuß – Bürde für
Patient und Gesundheitssystem


Die Kosten im Gefolge dieser Entwicklung seien erheblich, so Spraul. Allein die Diabetes-Exzess-Kosten betrügen jährlich insgesamt circa 12,8 Milliarden Euro. Für die Behandlung der Grunderkrankung werde jedoch nur ein geringer Teil der Kosten aufgewandt. Circa 80 Prozent der direkten Diabetes-Exzess-Kosten entständen durch die mit Diabetes assoziierten Folgeerkrankungen, darunter auch das diabetische Fußsyndrom.


Bei einem Seminar im Rahmen der 15. GD-Jahrestagung am 6. April 2011 im niederländischen Vaals, das von der Firma neubourg skin care GmbH & Co. KG unterstützt wurde, beleuchteten Professor Dr. Maximilian Spraul, Rheine, Professor Dr. Rolf Daniels, Tübingen, Dr. Walter Wigger-Alberti, Hamburg, und der GD-Vorsitzende Dr. Joachim Kresken, Viersen (von links), unter verschiedenen Aspekten den Stellenwert von Schaumcremes in der Prävention des diabetischen Fußsyndroms.

Bei Patienten mit manifestem Diabetes gehe es primär darum, so Spraul, die Entstehung von Folgeerkrankungen zu vermeiden. Neben einer stringenten Therapie der Grunderkrankung, die vor allem die Blutzuckerwerte wieder in den Normalbereich zurückführen müsse, sei die Prävention des infizierten diabetischen Fußes sehr wichtig. Dabei spiele die Hautpflege eine entscheidende Rolle.

Der Hauptrisikofaktor des diabetischen Fußes seien bakterielle Infektionen. Rhagaden und Druckulcerationen beim neuropathischen Fuß erleichterten es Bakterien, die Hautbarriere zu überwinden. Bei schlecht eingestelltem Diabetes sei zusätzlich die Infektabwehr gestört. Daher seien Infektionen diabetischer Ulcera häufig und schwer. Bei circa 20 Prozent aller infizierten diabetischen Ulcera finde sich bereits eine Osteomyelitis der darunter liegenden Knochen.

Regelmäßige Hautpflege ist
für Diabetiker ein Muss


Die Diagnose einer Infektion bei diabetischen Ulcera sei oft schwierig, da es eine erhebliche Grauzone zwischen Kolonisation und Infektion von Ulcerationen gebe. Die Behandlung infizierter diabetischer Ulcera sei komplex und reiche von der Antibiotikagabe über das chirurgische Debridement bis zur Entlastung der erkrankten Fußzone.

Die Vermeidung trockener, rissiger Fußhaut durch regelmäßige Hautpflege könne maßgeblich zur Prävention diabetischer Fußläsionen beitragen, betonte Professor Spraul: „Solange die Barrierefunktion der Haut intakt ist, kann auch kein Keim in sie eindringen und einen diabetischen Fuß infizieren.“

Um die Barrierefunktion der Haut erhalten beziehungsweise wiederherstellen zu können, müsse mit geeigneten Präparaten der Mangel an Feuchtigkeit und Lipiden ausgeglichen werden, erklärte Professor Dr. Rolf Daniels, Tübingen. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand erlaube dafür grundsätzlich unterschiedliche Formulierungstypen, zum Beispiel W/O-Emulsionen, O/W-Emulsionen, multiple Emulsionen, lamellare Systeme und Schaumcremes.

Schaumcremes – eine Galenik
mit Zusatznutzen


Bei Schaumcremes handelt es sich um O/W-Emulsionen, bei denen ein Treibgas fein verteilt in der Ölphase vorliegt. Bei der Anwendung tritt die Emulsion durch ein Schaumventil aus dem Druckbehälter aus und wird wegen des schlagartigen Verdampfens der Gasphase zum Schaum, der sich also erst bei der Applikation bildet.

Durch das Aufschäumen von O/W-Emulsionen entsteht eine sehr große Oberfläche. Flüchtige Bestandteile, insbesondere Wasser, könnten deshalb, so Professor Daniels, nach dem Auftragen auf die Haut aus Schaumcremes rascher verdunsten als aus herkömmlichen Cremes. Durch den Wasserverlust trete eine Phasenumwandlung (Metamorphose) ein mit dem Ergebnis, dass aus einer anwenderfreundlichen wasserreichen Formulierung noch vor dem Einziehen eine für trockene Haut geeignete lipidreiche Zubereitung werde.

Die praktischen Erfahrungen hätten gezeigt, dass innovative Schaumcremes im Vergleich zu herkömmlichen Cremes sparsamer im Verbrauch seien. Im Regelfall reiche etwas weniger als die Hälfte einer herkömmlichenCreme aus, um eine vergleichbare Wirkung zu erzielen.

Letzteres habe auch eine orientierende Probandenstudie gezeigt, bei der über vier Wochen die Hornschichthydratation durch Schaumcremes mit der von herkömmlichen Cremes verglichen wurde. Obwohl von den Schaumcremes nur maximal die Hälfte aufgetragen wurde, sei die Hautfeuchte durch sie in gleichem Ausmaß erhöht worden wie durch die mit getesteten Cremes.

Schaumcremes könnten zudem hygienisch dosiert, gleichmäßig und schonend sowie nahezu berührungsfrei aufgetragen werden. Sie böten sich daher auch für den Einsatz auf verletzter oder entzündeter Haut sowie aufgrund ihrer Galenik zur Anwendung zum Beispiel in den Zehenzwischenräumen an.

Schaumcremes zeichneten sich durch eine hohe Verbraucherakzeptanz aus, wodurch die Compliance bei der Langzeitanwendung gefördert werde. Bei Schaumcremes handele es sich somit um anwenderfreundliche Formulierungen, die gleichzeitig die Anforderungen an lipidreiche Zubereitungen zur Pflege der trockenen Haut erfüllten.

Fußpflegemittel sollten
nachweislich wirksam sein


Der Dermatologe Dr. Walter Wigger-Alberti von der bioskin GmbH, Hamburg, wies darauf hin, dass 75 bis 80 Prozent aller Diabetiker trockene Fußhaut (Xerosis) und damit einen wichtigen Risikofaktor für das diabetische Fußsyndrom aufweisen. Klinisch imponierten Schuppen, Rhagaden und Erosionen mit einer eingeschränkten Barrierefunktion der Fußhaut.

Unter dem Gesichtspunkt der Prävention sei das Augenmerk auf verschiedene Maßnahmen zu richten. Wichtig seien die Diagnostik begleitender Neuropathien und Makroangiopathien, das Tragen geeigneten Schuhwerks, eine regelmäßige Inspektion der Füße, die konsequente Behandlung stärkerer Keratosen und das Abtragen von Kallus. Zu ergänzen seien diese Maßnahmen durch eine angemessene und regelmäßige Fußpflege mit nachweislich wirksamen Pflegeprodukten.

Für die Basispflege hätten sich Externa mit Lipidcharakter und Zusätzen feuchtigkeitsbindender Substanzen, darunter vor allem Harnstoff, bewährt. Solche Formulierungen führten, ohne die natürliche Hautfunktion zu beeinträchtigen, zu einer gewünschten Abnahme des transepidermalen Wasserverlustes und zu einem stärkeren Wasser-einschluss in der Hornschicht.


Wenn Schaumcremes vom Typ O/W auf die Haut aufgetragen werden, entsteht eine sehr große Oberfläche. Flüchtige Bestandteile, insbesondere Wasser, können so wesentlich rascher verdunsten als aus herkömmlichen Cremes. Durch den Wasserverlust tritt eine Phasenumwandlung (Metamorphose) ein mit dem Ergebnis, dass aus einer anwenderfreundlichen wasserreichen O/W-Emulsion noch vor dem Einziehen eine für trockene Haut geeignete lipidreiche Zubereitung entsteht.

Harnstoffhaltige Schaumcremes
erhöhen die Hautfeuchte am Fuß


Dr. Wigger-Alberti stellte dazu die Ergebnisse einer erst kurz vor seinem Vortrag zum Abschluss gebrachten vierwöchigen Anwendungsstudie vor. Bei dieser Studie wurden an 60 Diabetikern mit trockener Fußhaut die Wirksamkeit und Akzeptanz von drei Fuß-Schaumcremes mit jeweils 10 Prozent Harnstoff getestet, von denen zwei zusätzlich eine antimikrobiell wirksame Substanz enthielten.

Die Prüfpräparate wurden zweimal täglich angewendet. Als Maß für die Wirksamkeit wurde mit Hilfe der Corneometrie die Hautfeuchte gemessen. Außerdem wurde durch Befragungen die Zufriedenheit der Probanden ermittelt.

Die Studie zeigte für alle drei Prüfpräparate bereits nach einer Woche eine ausgeprägte hydratationsfördernde Wirksamkeit. So wurde die Hautfeuchte durch die Schaumcreme ohne antimikrobielle Zusätze zum Beispiel um mehr als 62 Prozent erhöht. Nach vier Wochen wurde für alle drei Zubereitungen eine deutliche Abnahme von Rötung, Trockenheit, Juckreiz und Schuppung festgestellt.

Als angenehm bewerteten die Probanden die Galenik der Schaumcremes, die nicht fetteten und nach Anwendung an den Fußsohlen kaum zu einer Rutschgefahr führten. 80 Prozent der Probanden bevorzugten die Zubereitungen gegenüber bisher verwendeten Cremes und Salben. Dies sei, so Dr. Wigger-Alberti, als Hinweis auf eine mögliche höhere Patientencompliance aufgrund der speziellen Galenik der Schaumcremes zu interpretieren.

Kein Bakterienwachstum in
den Zehenzwischenräumen


Zudem wurde in der Studie der Frage nachgegangen, ob die gefundene hydratationsionsfördernde Wirkung am Fuß mit einer Zunahme der ortsständigen Keime verbunden ist und zu einem erhöhten Infektionsrisiko durch grampositive oder gramnegative Bakterien führt. Dazu wurden bei allen Probanden vor Beginn und nach Abschluss der Studie Proben aus jeweils zwei Zehenzwischenräumen entnommen und mikrobiologisch untersucht.

Dr. Wigger-Alberti berichtete, dass für Zubereitungen ohne antimikrobielle Zusätze als Folge der starken Hydratationszunahme eine Erhöhung der bakteriellen Besiedlung in den Zehenzwischenräumen diskutiert werde. Die mikrobiologische Auswertung der Proben habe jedoch ergeben, dass dieses Risiko für keine der getesteten Formulierungen gegeben sei.

Aus den Studienergebnissen könne geschlossen werden, dass die Anwendung von harnstoffhaltigen Schaumcremes bei Diabetikern nicht zu einem Bakterienwachstum in den Zehenzwischenräumen führe. Daher könne in Zubereitungen zur Pflege nicht infizierter Füße auf antimikrobielle Zusätze zum Ausschluss eines bakteriellen Infektionsrisikos verzichtet werden.

Zusammensetzung einer handelsüblichen O/W-Schaumcreme zur Fußpflege bei Diabetes mellitus (Angaben nach INCI)

Aqua, Urea, Butane, Decyl Oleate, Octyldodecanol, Cetearyl Alcohol, Propane, Stearic Acid, Propylene Glycol, Glycerin, Glyceryl Stearate, Panthenol, Saccharide Isomerate, Undecyl Alcohol, Allantoin, Potassium Lauroyl Wheat Amino Acids, Palm Glycerides, Capryloyl Glycine, Sodium Lauroyl Sarcosinate, Citric Acid

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